Hello world!

11. September 2012

Kein schlechter Tag, um ein Blog zu starten, das Anmerkungen zur Entwicklung  der Einen Welt versammeln will:  Zwischen Santiago und Taipei – oft von Berlin oder aus der südwestdeutschen Provinz betrachtet.

Wenn ich an jenen Tag vor elf Jahren denke,  als die ersten Kurznachrichten über verunglückte Flugzeuge in New York auf den Handys eingingen –  die noch weit davon entfernt waren, smart zu sein, – dann schiebt sich dieser Tag vor die ältere Erinnerung an den anderen 11. September, noch ein Vierteljahrhundert  zuvor, als mitten im südlichen Frühling eine Eiszeit begann.

Am  11. September 1973 putschte das Militär in Chile und beendete so das Experiment einer sozialen Revolution mit dem Stimmzettel. Es begann ein Alptraum, eine dunkle Nacht des Terrors und der Willkür, der bis 1989/90 Tausende zum Opfer fielen. Die schwarzweißen Fernsehbilder vom brennenden Moneda-Palast gehört zu meinen frühesten Medienerinnerungen.

Doch die chilenische Gesellschaft hat nicht vergessen – trotz zwei Jahrzehnten der Redemokratisierung ist sie immer noch durch die Jahre der Diktatur Augusto Pinochets  tief traumatisiert, die Wunden sind kaum verheilt, sondern nur zugewuchert. Sie wurden vielfach nur verdrängt, wie die argentinischen, brasilianischen oder die noch weiter zurückreichenden spanischen Wunden, bis eine neue Generation sich ihnen zuwenden wird.

Auch bei uns herrscht Verdrängung. Denn seit dem Ende des kalten Krieges wird nicht mehr gerne an die Untaten der vom Westen unterstützten Regime im Namen der Freiheit gedacht. Am 11. September 2001 jedenfalls dachten viele Menschen nicht nur in Chile: „so, jetzt seht ihr mal wie das ist, wenn man aufwacht, ein neuer Tag beginnt und nichts ist mehr so wie zuvor“.

Diese klammheimliche Freude ist längst vergangen. Denn die neuen Schrecken des weltweiten Krieges gegen „den Terror“ haben die Erinnerungen verblassen lassen. Neue Wunden wurden geschlagen, neue Traumata, kollektive wie individuelle. Es scheint, als ob Geschichte sich immer und immer wieder wiederholt. Anders und doch gleich.

Wie der chinesische Kalender, der heute den 26ten Tag des 7ten Monats  im Zeichen des Drachens schreibt, im Jahr 101 der Republik China, die seit nunmehr 63 Jahren nur noch auf Taiwan existiert.